Die Anfänge der Moderne in der Architektur Zagrebs sind mit dem geplanten Programm der Stadtentwicklung an der Wende des 19. und 20. Jahrhunderts verbunden. Die zentrale Rolle bei der Umgestaltung der Stadt an der Wende des 19. und 20. Jahrhunderts kommt dem Atelier Hönigsberg und Deutsch zu, den ersten ausgebildeten Architekten in Zagreb und den ersten, die ihre Werke neben bildenden Künstlern ausstellten. Dank der jungen Architekten förderte das Unternehmen eine neue ästhetische Weltanschauung, die bis heute markante Akzente im Stadtbild Zagrebs setzt. Das repräsentativste Beispiel ist das Kallina-Haus, das 1903 – 1904 nach dem Entwurf von Vjekoslav Bastl (Přibram, 1872 – Zagreb, 1947) erbaut wurde. Nach seiner Rückkehr von seinem Studium bei dem Gründer der Wiener Secession, Otto Wagner, nach Zagreb entwarf Bastl eine Reihe außergewöhnlich erfolgreicher Ecklösungen und verwandelte damit die Typologie gewerblich-privater Mietshäuser in ein Experimentierfeld. Als typischer secessionistischer Ausdruck der Verflechtung von Funktion und künstlerischem Architekturverständnis ist das für den Besitzer der damals größten Keramikfabrik Kroatiens, Josip Kallina, erbaute Haus auch eine starke visuelle Botschaft im städtischen Umfeld. Eine ähnliche Methode der Gestaltung von Fassaden als Werbeflächen wandte Bastl am Haus für den Apotheker Eugen Feller an, mit einer Flasche Elsa-Flüssigkeit in zwei Stockwerken Höhe (Ecke Jurišićeva-Straße und Ban-J.-Jelačić-Platz, 1905–1906), sowie an der Fassade des Hauses mit allegorischen Figuren, die die Beschützer des medizinischen Berufsstands für Doktor Eugen Rado darstellen (Ban-J.-Jelačić-Platz 5, 1904–1905). Wie das berühmte Wiener Majolikahaus von Otto Wagner ist die Fassade des Kallina-Hauses mit hochglasierten Keramikfliesen verkleidet und zeichnet sich durch ihre auffällige Farbigkeit aus. In der reichen Ornamentik dominieren Fliesenfriese mit Motiven von Fledermäusen, Seerosen und roten Rosen mit stilisierten Stielen. Der zentrale optische Akzent ist die abgerundete Ecke mit aufwendig verzierten Spinnwebengeländern aus Schmiedeeisen und Böden aus verstärktem Glas. Das äußerst ästhetische Design macht das Kallina-Haus zu einer der Spitzenleistungen der zeitgenössischen Architektur in der mitteleuropäischen Region.
Die Spitznamen „Buntes Hochhaus“ und „Vitićs Hochhaus“ veranschaulichen am besten den ikonischen Charakter und die Popularität einer der herausragenden Leistungen der spätmodernistischen Architektur in Zagreb. Das „Bunte Hochhaus“, das von 1958 bis 1962 nach dem Entwurf des Architekten Ivan Vitić (Šibenik, 1917 – Zagreb, 1986) erbaut wurde, ist ein Paradebeispiel für Wohnarchitektur und zugleich eine Reflexion über die Qualität des alltäglichen Lebens. Dies ist ein Mehrfamilienhauskomplex an der Ecke Matko Laginja-Straße und Konstantin Vojnović-Straße, eingebettet in ein urbanes Gefüge von ausgeprägter Dichte. Die räumliche Konfiguration schafft ein neues Ambiente, das diesem Teil der Stadt eine neue Identität verleiht, mit Raumideen, die auch heute noch in der zeitgenössischen Kulturszene des Viertels relevant sind. Ein Markenzeichen von Vitićs Designansatz ist sein gleichberechtigter Fokus auf Architektur und öffentlichen Raum, der zu einem Ort für soziale Interaktionen wird. Statt eines geschlossenen Blocks besteht der Wohnkomplex aus zwei dreistöckigen Doppelhäusern und einem solitären zehnstöckigen Gebäude, das sich durch den Raum schlängelt. Auf diese Weise öffnet sich der Raum für einen Platz mit einem Kinderspielplatz und einem öffentlichen Park. Das teilweise offene Erdgeschoss steht auf Säulen, und statt Fluren verfügt das Gebäude über ein System von „Straßen in der Luft“, von denen aus die Bewohner ihre Wohnungen erreichen. Eine gemeinsame Dachterrasse umfasst ein Kinderbecken und einen Bereich zum Sonnenbaden. Die Einzigartigkeit des Komplexes beruht neben seinem städtebaulichen Kontext auf der raffinierten visuellen Komponente, die alle Teile der Struktur durchdringt und verbindet, von der Gestaltung der Fassaden bis hin zu den Innenräumen der Wohneinheiten. Dank der verspielten Gestaltung der zum Platz gerichteten Südfassade mit dynamischen Kompositionen, die den Rhythmus beweglicher Holzbrise-Soleils und in Gelb, Grün, Blau und Rot bemalter Oberflächen abwechseln – oft verglichen mit Mondrians Gemälden – ist diese Architektur zu einem ikonischen Beispiel für modernen kollektiven Wohnungsbau geworden.