Wohltätigkeitsbriefmarke – gestern und heute
1912 wird die Pro Juventute gegründet, um die grassierende Tuberkulose zu be- kämpfen – finanziert mit dem Verkauf einer Wohltätigkeitsbriefmarke. Bis heute kommt der Zuschlag den Projekten der Stiftung zugute.
In der Gründungszeit der Pro Juventute leiden in der Schweiz rund 10 000 Menschen an Tuberkulose. Die Initianten der Stif- tung wollen mit präventiven Massnahmen die Krankheit ein- dämmen und machen sich für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen stark. Mit einer Wohltätigkeitsmarke, deren Erlös der Stiftung zugutekommt, sollen die ersten Projekte finanziert werden: «Die Schweizerische Post hat der Pro Juventute 1912 den Verkauf einer nicht frankaturgültigen 10-Rappen-Brief- marke erlaubt», erzählt Lulzana Musliu, Leiterin Politik & Medien bei der Stiftung Pro Juventute. So nehmen die beliebten Brief- markenserien ihren Lauf.
Im Wandel der Gesellschaft
Aufgrund der grossen Nachfrage erscheint bereits im Folgejahr die erste frankaturgültige 5-Rappen-Marke mit einem Auf- schlag von weiteren 5 Rappen für die Stiftung. 3,3 Millionen Stück wurden 1913 verkauft. Floss der Erlös zunächst in die Be- kämpfung der Tuberkulose, werden während dem Ersten Weltkrieg die Einnahmen für Familien in Not eingesetzt. «Mit dem Lauf der Zeit und dem Wandel der Gesellschaft haben sich jeweils auch die Schwerpunktthemen des Engagements ver- ändert», erklärt Musliu. In den 50er-Jahren initiiert die Stiftung etwa die ersten Robinsonspielplätze oder richtet in den 90er- Jahren das Sorgentelefon ein, das bis heute unter der Nummer
147 rund um die Uhr an allen Tagen im Jahr kostenlos und ver- traulich für Kinder und Jugendliche da ist.
Von der Kriegshilfe zum Medientraining
Die Stiftung finanziert sich heute vor allem über Spenden und Legate sowie Partnerschaften und Sponsorings. Seit Beginn
der Pro Juventute unterstützt die Post die Organisation als Partnerin. «Mit dem Kauf der ‹Pro Juventute›-Briefmarken können alle etwas Gutes tun – im Sinne eines Crowdfundings», erläutert Stefan Bühler, Leiter Briefmarken und Philatelie bei der Post, das Engagement. Die Zuschläge von 50 bzw. 60 Rappen pro Marke fliessen in den allgemeinen Topf, mit dem die Stiftung ihre Angebote finanziert: «Zurzeit stehen die Themen frühe Kindheit, psychische Gesundheit, Medienkompetenz sowie Übergang Schule und Beruf in unserem Fokus». Dazu gehören neben dem 147 etwa ein kostenloses Bewerbungstraining, das Jugendliche bei ihrem Start in die Berufswelt unterstützt oder Kurse, die einen kompetenten Umgang mit digitalen Medien vermitteln. Weitere Angebote richten sich an Eltern, beispiels- weise die Elternbriefe oder die Elternberatung.