Globaler Postverkehr
Eine Postkarte von Übersee oder ein Paket vom anderen Ende der Welt – der Weltpostverein regelt seit 150 Jahren das globale Postwesen. Was das genau heisst, erklärt Aimé Theubet, Leiter International Affairs bei der Post.
Der Weltpostverein (Universal Postal Union) mit Sitz in Bern wurde 1874 gegründet und ist die zweitälteste internationale Organisation der Welt. Aimé Theubet vertritt die Schweizeri- sche Post in internationalen Postorganisationen und gibt für die Lupe Einblick in die Zusammenarbeit mit dem Weltpostverein.
Herr Theubet, was genau macht der Weltpostverein?
Der Weltpostverein stellt sicher, dass wir Sendungen rund um die Welt schicken können. Er erleichtert die Zusammenarbeit zwischen den 192 Mitgliedländern erheblich, indem er unter anderem Normen und Standards definiert.
Zum Beispiel?
Die Adresse ist überall auf der Welt immer unten rechts platziert. Das klingt zunächst banal, aber eine solche Verein- heitlichung ist zentral, damit alle Lesegeräte rund um den Globus die Sendungen sortieren können. Ein weiteres Beispiel ist die Preispolitik: Wenn etwa ein Brief von der Schweiz
nach Japan geschickt wird, erhält die Japanische Post für die
Zustellung eine Vergütung. Der Weltpostverein legt dafür
das Abrechnungssystem fest und bestimmt die Preise. Solche Abläufe müssen unbedingt zentral koordiniert werden.
Warum ist das so wichtig?
Ohne Weltpostverein müssten alle Postorganisationen untereinander bilaterale Vereinbarungen treffen. Auch bei der Qualitätssicherung spielt er eine wichtige Rolle. Mit einem
Fonds unterstützt er etwa Mitgliedländer finanziell, die auf- grund fehlender Mittel die Zustellung nicht mehr gewährleisten könnten – beispielsweise, wenn defekte Fahrzeuge ersetzt werden müssen. Unser Ziel ist ein stets weltweit funktionie- rendes Postnetz.
Welche Themen stehen aktuell ganz oben auf der Agenda?
Derzeit konzentriert sich der Weltpostverein auf die Anpas- sung der internationalen Postprodukte an die zukünftigen Marktanforderungen. Seit einigen Jahren boomt der internati- onale Onlinehandel, was neue Fragen zur gerechten Vergütung aufwirft: Soll etwa ein kleines Produkt wie ein USB-Kabel das in einem Couvert versendet wird, als Brief oder künftig als Paket abgerechnet werden? Denn der Aufwand fürs Sortieren ist gleich gross wie bei Paketen. Als weitere Schwerpunkte
in der globalen Zusammenarbeit gelten die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber privaten Logistikunterneh- men, die verstärkten Zoll- und Sicherheitsnormen sowie das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele.
Was wünschen Sie dem Weltpostverein zum 150. Geburtstag?
Natürlich ganz herzliche Glückwünsche – und dass die Organisation ihre Rolle als Austausch-Plattform behalten kann, um dem grössten Logistiknetzwerk der Welt eine sichere Zu- kunft zu garantieren.
