Die Magyar Posta gedenkt des 200. Jahrestags der Geburt von Ignaz Semmelweis mit der Ausgabe einer Sondermarke. Die Briefmarke wurde mit einer Auflage von 200.000 Exemplaren anhand der Entwürfe des Grafikkünstlers András Szunyoghy d. J. in der staatlichen SicherheitsdruckereiANY Biztonsági Nyomdahergestellt. Die Briefmarke erscheint am 30. Juni 2018 und ist von da an erhältlich in den Ersttagspostämtern sowie in der Filaposta bzw. auch auf Bestellung im Webshop der Magyar Posta.
Ignaz Semmelweis (1818–1865) war ein Geburtshelfer und Gynäkologe, Universitätsprofessor, eine der bekanntesten Gestalten der ungarischen Medizin, der ”Retter der Mütter”.
Er wurde in Buda geboren, studierte an den Universitäten Pest und Wien, und erwarb in Wien zunächst den akademischen Grad des Doktors der Medizin, später das Chirurgen- und das Geburtshelferdiplom. Hier arbeitete er auch zu Beginn seiner Laufbahn und führte seine klinischen und pathologischen Beobachtungen durch, um 29-jährig nicht nur den Grund für das Kindbettfieber herauszufinden, sondern auch die Vorbeugung dieser Krankheit auszuarbeiten.
Semmelweis prüfte wissenschaftlich sämtliche damaligen Vorstellungen und Erklärungen zum Grund der Erkrankung, konnte unter ihnen aber keine akzeptable finden. Deshalb obduzierte er Tag und Nacht und analysierte auch retrospektiv die von ihm gesammelten Statistikdaten. Semmelweis fiel auf, dass weniger Frauen starben, die zu Hause oder in den Sälen der Hebammenlehranstalten (Gebäranstalten) entbanden, als in den medizinischen Universitätskliniken. Als sich ein Kollege beim obduzieren an der Hand verletzte, nicht viel später starb und sein Obduktionsprotoll praktisch mit dem der im Kindbett gestorbenen Mutter übereinstimmte, wurde ihm klar, dass die Ursache der fraglichen Krankheit Blutvergiftung war. Noch dazu wurde die Vergiftung wegen unzureichender Handhygiene der untersuchenden Ärzte verursacht, wenn sie nach dem Obduzieren gebärende Frauen untersuchten. Nicht nur das Erkennen der Blutvergiftung war eine große Leistung, sondern auch das Verständnis, dass sich die Krankheitserreger an der Hand des obduzierenden Arztes befinden und es nur eine Wunde braucht, damit diese in die Blutbahn gelangen, was bei jeder Gebärenden gegeben ist.
Ihm fiel als erstem auf, dass das Kindbettfieber die Folge einer Infektion ist und dass die Infektion in diesem Fall von den Ärzten verbreitet wurde. Deshalb empfahl er den ihm zugeteilten Ärzten, und zwang sie später, bevor sie zum Patienten gehen, ihre Hände mit Chlorkalk zu waschen. Daraufhin verschwand praktisch das Kindbettfieber.
In der Klinik erreichte er vergeblich bemerkenswerte Ergebnisse – die Sterberate ging um über neunzig Prozent zurück. Mit seinen Erkenntnissen und Maßnahmen löste er jedoch heftige Diskussionen aus und verursachte gravierende Konflikte. 1850 kehrte er nach Ungarn zurück und übernahm im Rókus-Krankenhaus in Pest eine unbezahlte Stelle als Oberarzt, wo er mit seiner Arbeit im Krankenhaus den Anteil der infolge des Kindbettfiebers verstorbenen Mütter, der früher nicht selten bei 25-30% lag, auf unter 1% eindämmte. 1855 erhielt er die Professur für Geburtshilfe an der Pester Universität. Wegen seines angeschlagenen nervlichen Zustands wurde er im Sommer 1865 mit den Symptomen einer Geisteskrankheit in eine Irrenanstalt bei Wien eingeliefert, wo er unter ungeklärten Umständen schnell starb. Sein Obduktionsprotokoll wurde 1977 veröffentlicht.
Seine Lehre geriet in Vergessenheit. Erst nach dem Auftreten von Louis Pasteur und Joseph Lister begann man zu erkennen, dass die Prinzipien der Sterilisation bereits von Semmelweis verkündet und praktiziert wurden. Anerkennung erhielt er erst von der Nachwelt – die Medizinische Universität Budapest nahm 1969 den Namen ihres einstigen Dozenten, Ignác Semmelweis, an. Die zwischen 1847 und 1861 in gedruckter Form erschienenen Dokumente über seine Entdeckungen in Verbindung mit dem Kindbettfieber wurden von der UNESCO 2013 in das ewige „Weltgedächtnis” aufgenommen wurde.