In den Jahren 1915-1930 verdoppelte sich die Einwohnerzahl Reykjavíks und betrug dann 28.000. Diese Entwicklung beruhte größtenteils auf dem Zuzug aus den ländlichen Gebieten in die Hauptstadt. Zugleich verringerte sich der agrarische Anteil an der Volkswirtschaft um ca. 30%, während der Anteil der städtisch basierten Fischerei stark wuchs. Die ersten Jahre der Krise, 1929-32, bremsten diese Entwicklung ab und führten zu einer polischen und wirtschaftlichen Spaltung in der Gesellschaft, die erst mit der britischen Besatzung endete. Die gesellschaftlichen und kulturellen Umstände dieser neu entstandenen dichten Besiedlung veränderten den Schwerpunkt der isländischen Kunst.
Die Landschaftsmalerei verlor an Bedeutung. Stattdessen nahm sich eine neue Generation isländischer Künstler, meist städtischer Herkunft, der neuen Realität in den 30-er Jahren an: Häuser der Stadt, Arbeitsleben im Hafen (Gunnlaugur Blöndal), Ladengeschäfte in der Stadt (Gunnlaugur Scheving), Straßenarbeiten, aber auch bisher unbekannte Seiten des täglichen Lebens. Einige dieser Künstler wie Jón Engilberts behandelten öffentliche
Ereignisse wie politische Versammlungen und Streiks, andere, z.B. Snorri Arinbjarnar, konzentrierten sich auf das tägliche Leben der einfachen Leute, ihren Kampf ums Überleben wie ihre Freizeit. Diese Bilder, der neuen gesellschaftlich Realität entsprossen, wurden zur Grundlage für die Umwälzung der isländischen Kunst im Zweiten Weltkrieg und danach. Diese Umwälzung lässt sich z.B. an dem Hafengemälde von 1934 von Thorvaldur Skúlason
zeigen, in dem Form und Farbe bereits ein Eigenleben annehmen.